Vorstehende obere Schneidezähne umgangssprachlich Hasenzähne genannt sind weit verbreitet. In der Zahnmedizin spricht man häufig von einem erhöhten Overjet oder einer Klasse-II-Fehlstellung. Für viele Betroffene geht es nicht nur um die Optik: Ein ausgeprägter Überbiss kann das Kauen, Sprechen und die Zahngesundheitbeeinflussen und natürlich auch das Selbstbewusstsein.
In diesem Ratgeber erfahren Sie,
woher Hasenzähne kommen, welche Probleme sie verursachen können und welche modernen Behandlungsmöglichkeiten es gibt von Zahnspangen bis zu transparenten Alignern.
In einer normalen Verzahnung stehen die oberen Schneidezähne nur leicht vor den unteren. Bei Hasenzähnen ragen die oberen Frontzähne deutlich weiter nach vorne:
Zwischen Ober- und Unterkiefer entsteht eine sichtbare horizontale Lücke
Im Profil wirken Zähne und manchmal auch die Oberlippe deutlich nach vorne verlagert
Oft sprechen Zahnärzte von einem „erhöhten Overjet“ oder einem distalen Biss (Klasse II)
Manche Menschen bemerken dies nur auf Fotos; andere stört es bei jedem Lächeln oder beim Abbeißen.
Hasenzähne können ganz unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Häufige Merkmale sind:
Deutlich vorstehende obere Schneidezähne
Die Lippen lassen sich nur mit Spannung vollständig schließen
Beim Lachen sind Zähne und Zahnfleisch stärker sichtbar
Frontzähne wirken empfindlich und „ungeschützt“ bei Stürzen oder Stößen
Probleme beim Abbeißen von Lebensmitteln (z. B. Apfel, Sandwich)
Gelegentliche Sprechprobleme, z. B. bei „s“- oder „z“-Lauten
Ein ungutes Gefühl beim Lachen oder Sprechen vor anderen Menschen
Schon ein moderater Überbiss kann im Alltag als störend empfunden werden besonders, wenn das Selbstbewusstsein darunter leidet.
Selten gibt es nur einen Auslöser. In der Regel spielen Vererbung, frühe Gewohnheiten und die Kieferentwicklunggemeinsam eine Rolle.
Bestimmte Merkmale werden vererbt:
Kleine oder zurückliegende Unterkiefer
Größere, weiter vorne liegende Oberkiefer
Große Zähne in einem relativ kleinen Kiefer
Wenn ein Elternteil einen ausgeprägten Überbiss hat, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass auch das Kind zu Hasenzähnen neigt. Die Form von Kiefer und Gesicht ist stark genetisch geprägt.
Frühe Kindheitsgewohnheiten haben großen Einfluss auf die Zahnstellung. Dazu gehören insbesondere:
Langes Daumenlutschen
Schnullergebrauch über das Kleinkindalter hinaus
Häufiges Kauen auf Stiften, Spielzeug o. Ä.
Zungenpressen (die Zunge wird gegen oder zwischen die Zähne geschoben)
Diese Kräfte wirken dauerhaft auf wachsende Zähne und Kiefer und können die oberen Schneidezähne nach vorne drücken.
Kinder, die überwiegend durch den Mund atmen etwa wegen Allergien, vergrößerter Mandeln oder Polypen, entwickeln oft:
Eine veränderte Zungenlage
Ein schmales Oberkiefer
Eine veränderte Gesichtsform
Dies kann langfristig dazu beitragen, dass die Frontzähne nach vorne stehen und ein ausgeprägter Überbiss entsteht. Deshalb arbeiten HNO-Ärzte und Kieferorthopäden bei solchen Fällen oft zusammen.
Manchmal liegt das Problem weniger in der Zahnstellung als in der Position der Kieferknochen:
Ein zurückliegender Unterkiefer (Retrognathie)
Ein zu weit vorstehender Oberkiefer
Solche Anomalien nennt man skelettale Dysgnathien. In leichten Fällen sind sie mit einer Zahnspange behandelbar; bei ausgeprägten Fehlstellungen kann im Erwachsenenalter eine Kieferoperation (orthognathe Chirurgie) notwendig sein.
Gehen Milchzähne:
zu früh verloren,
oder bleiben zu lange im Mund,
können die bleibenden Zähne in Fehlstellung durchbrechen. Dadurch entstehen Engstände, Lücken oder eine Verlagerung der Frontzähne nach vorne. Regelmäßige Kontrollen im Kindesalter helfen, solche Entwicklungen frühzeitig zu erkennen.
Nein. Natürlich spielt die Optik eine große Rolle für viele Betroffene ist das Lächeln der Hauptgrund für eine Behandlung. Doch ein starker Überbiss kann auch gesundheitliche Folgen haben:
Erhöhtes Risiko für Zahntrauma: Vorstehende Schneidezähne brechen bei Stürzen oder Unfällen leichter ab.
Ungleichmäßige Abnutzung: Ein falscher Biss kann bestimmte Zähne überlasten und schneller abnutzen lassen.
Belastung der Kiefergelenke: Eine ungünstige Verzahnung kann zu Gelenkgeräuschen, Verspannungen oder Schmerzen führen.
Kauprobleme: Bestimmte Lebensmittel lassen sich schlechter abbeißen oder kauen.
Sprechprobleme: Die Bildung einiger Laute kann erschwert sein.
Psychische Belastung: Viele Patient:innen fühlen sich gehemmt, vermeiden Fotos oder lachen nur mit geschlossenem Mund.
Eine Behandlung dient also nicht nur der Ästhetik, sondern auch der langfristigen Mundgesundheit.
Die ideale Therapie hängt ab von:
Alter der Patientin / des Patienten
Ausprägung des Überbisses
Ursache (Zähne, Kiefer oder beides)
Allgemeinem Zahnstatus
Im Folgenden die wichtigsten Optionen, die eine Kieferorthopädie in Deutschland in der Regel anbietet.
Die klassische Zahnspange ist nach wie vor die zuverlässigste Methode, Hasenzähne zu korrigieren.
Kleine Metallplättchen, die auf die Zähne geklebt werden
Ein Draht verbindet die Brackets und wird regelmäßig angepasst
Geeignet für leichte bis sehr ausgeprägte Fehlstellungen
Besonders bei Kindern und Jugendlichen weit verbreitet
Funktionieren genauso wie Metallbrackets
Verwenden jedoch zahnfarbene oder transparente Brackets
Deutlich unauffälliger – beliebt bei Erwachsenen
Mit beiden Varianten können:
Vorstehende Schneidezähne nach hinten bewegt
Der Biss stabilisiert
Funktion und Ästhetik deutlich verbessert werden
Aligner sind eine ästhetische Alternative zur festen Spange:
Herausnehmbare, durchsichtige Kunststoffschienen
Werden 20–22 Stunden täglich getragen und alle 1–2 Wochen gewechselt
Bewegen die Zähne schrittweise in die gewünschte Position
Für leichte bis mittlere Formen von Hasenzähnen können Aligner sehr gut geeignet sein, vorausgesetzt, sie werden konsequent getragen. Bei schweren Kieferfehlstellungen reicht eine Aligner-Therapie allein oft nicht aus.
Bei Kindern und Jugendlichen in der Wachstumsphase können sogenannte funktionelle Geräte eingesetzt werden. Sie:
Unterstützen ein Vorwachsen des Unterkiefers
Lenken das Kieferwachstum in eine günstigere Position
Können den Überbiss deutlich reduzieren, bevor eine feste Spange nötig wird
Der ideale Zeitpunkt liegt häufig zwischen 8 und 14 Jahren, je nach individueller Entwicklung. Frühzeitige Untersuchung ist hier ein großer Vorteil.
Wenn der Überbiss überwiegend skelettale Ursachen hat und sehr ausgeprägt ist, kann bei Erwachsenen eine Kieferoperation notwendig sein.
Der Ablauf:
Kieferorthopädische Vorbehandlung mit Zahnspange oder Alignern
Operative Verlagerung des Ober- und/oder Unterkiefers in eine korrekte Position
Feineinstellung der Zahnstellung mit Zahnspange
So können sowohl Profil und Gesichtsästhetik als auch Bissfunktion und Kaukraft deutlich verbessert werden. Eine solche Therapie wird sorgfältig geplant und ist besonders bei großen Fehlstellungen sinnvoll.
Bei minimalen Fehlstellungen, bei denen die Funktion kaum beeinträchtigt ist, kommen manchmal ästhetische Maßnahmen infrage:
Komposit-Bonding
Keramikveneers (Verblendschalen)
Kronen in Einzelfällen
Diese Verfahren verändern hauptsächlich die Form und Farbe der Zähne, aber nicht die Stellung des Kiefers. Sie sollten daher nur nach ausführlicher Beratung und in ausgewählten Situationen eingesetzt werden.
Kinder:
Ein erster kieferorthopädischer Check wird oft im Alter von 7–8 Jahren empfohlen. So können Gewohnheiten oder Wachstumsprobleme früh erkannt werden.
Jugendliche:
Häufig ideal, um Hasenzähne zu korrigieren – das Wachstum kann therapeutisch genutzt werden.
Erwachsene:
Eine Behandlung ist grundsätzlich in jedem Alter möglich. Je nach Ausprägung kommt eine feste Spange, Aligner oder bei schweren Fällen eine Kombination mit Kieferchirurgie infrage.
Die Frage, „Wie lange dauert das?“, lässt sich erst nach einer individuellen Untersuchung seriös beantworten.
Klare Antwort: Nein und jeder Versuch ist riskant.
Methoden aus dem Internet, bei denen etwa:
mit Gummibändern gezogen wird,
selbstgebastelte Schienen verwendet werden
oder Druck von Hand auf die Zähne ausgeübt wird,
können:
Zahnwurzeln schädigen
Zahnfleisch zurückgehen lassen
Zähne locker machen
Kiefergelenk und Biss dauerhaft stören
Zähne lassen sich nur mit kontrollierten, leichten Kräften sicher bewegen genau dafür sind professionelle kieferorthopädische Behandlungen entwickelt worden.
Der genaue Ablauf hängt von der gewählten Therapie ab, orientiert sich aber meist an diesen Schritten:
Beratung & Untersuchung
Klinischer Befund, Fotos, Röntgenaufnahmen, eventuell 3D-Scan
Besprechung der Wünsche und Erwartungen
Behandlungsplan
Empfehlung (Zahnspange, Aligner, Funktionstherapie, ggf. Chirurgie)
Einschätzung der Dauer
Kostenaufklärung und eventuelle Optionen mit Zusatzversicherung
Aktive Behandlung
Regelmäßige Kontrolltermine
Anpassung der Drähte oder Wechsel der Aligner
Leichte Spannungsgefühle nach den Terminen sind normal
Retention (Stabilisierung)
Retainer-Schiene oder festsitzender Retainer hinter den Frontzähnen
Schützt das erzielte Ergebnis langfristig
Hasenzähne bzw. ein ausgeprägter Überbiss sind weit verbreitet – aber niemand muss dauerhaft damit leben, wenn er oder sie sich unwohl fühlt.
Dank moderner Kieferorthopädie stehen heute viele Möglichkeiten zur Verfügung:
klassische feste Zahnspange (Metall oder Keramik)
unauffällige Aligner-Schienen
funktionelle Apparaturen bei Kindern
in schweren Fällen kombinierte Behandlung mit Kieferoperation
Wer in Deutschland mit seinen vorstehenden Schneidezähnen unzufrieden ist, sollte den ersten Schritt machen und einen Beratungstermin bei einer Zahnarztpraxis oder Kieferorthopädie vereinbaren. Dort lässt sich klären, welche Behandlung am besten geeignet ist – und wie der Weg zu einem harmonischen, selbstbewussten Lächeln aussehen kann.
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